Doku: Krank durch Früherkennung

Guten Morgen.

Seit längerer Zeit schon gilt in unserer Gesellschaft unwidersprochen: Vorsorgeuntersuchungen = gut. Immer. Menschen, die nicht zur Früherkennung gehen? Unverantwortlich. Selbst schuld.

Wir leben in einer Optimierungsgesellschaft. Höher, schneller, weiter. Alles soll perfekt laufen, Unperfektes laufend verbessert werden. Das gilt auch für die Gesundheit. Sporttreffs, Whatsappgruppen, Workout-Kurse entstehen überall. Und ständig ein neuer Ernährungstrend (Momentan: Rohkost, Superfood, grüne Smoothies). So versuchen wir den physischen und psychischen Leiden, die in einer modernen Wohlstandsgesellschaft entstehen, zu begegnen.

Und wir werden immer älter. Innerhalb von 150 Jahren hat sich unsere Lebenserwartung mehr als verdoppelt: Von unter 40 Jahren auf ungefähr 80. Und sie steigt weiter.
Dies ist natürlich auf verschiedene Umstände und Veränderungen in den vergangenen Jahrhunderten zurückzuführen. Ein ausschlaggebender Punkt ist der rasende Fortschritt der Medizin - neue Erkenntnisse und Therapiemöglichkeiten, entdeckte Risikofaktoren und Gefahren und dementsprechende Prävention, usw.

Ein Thema, das schon seit einiger Zeit sehr gehyped wird uns sich mittlerweilse schon fast zu einem unhinterfragten Dogma entwickelt hat: die Früherkennung. Überall wird dafür geworben. Frauenzeitschriften berichten über neuste Möglichkeiten. Ärzte verschicken Einladungen zu Vorsorgeuntersuchungen. Und immer gilt: je mehr, je früher, desto besser.

Aber stimmt das so wirklich? 

Zugegeben, ich war auch immer der Ansicht, Vorsorgeuntersuchungen könnten nur Vorteile mit sich bringen. Was sollte daran auch negativ sein? Wenn es um die Gesundheit geht, sollte nicht an Zeit und Geld gespart werden.

Aber in letzter Zeit bin ich häufiger auf Reportagen gestoßen, die den Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen kritisch hinterfragen. 
Dabei werden verschiedene Studien vorgestellt, die zeigen, dass Kosten und Nutzen bei einigen Vorsorgeuntersuchungen nicht in einem ausgeglichenen Verhältnis stehen: Die Zahl der Personen, denen durch eine Vorsorgeuntersuchung wirklich geholfen wird, ist demzufolge geringer als die Zahl der Menschen, denen durch die Untersuchung geschadet wird, etwa durch einen falschen Anfangsverdacht auf eine Krankheit, welcher dann zu weiteren Untersuchungen und großem emotionalen Stress der Betroffenen führt.

Genau darum geht es in der Dokumentation. Es werden verschiedene Studien vorgestellt und das Kosten-Nutzen-Verhältnis bestimmter Vorsorgeuntersuchungen beleuchtet.





Mittlerweile bin ich nicht mehr der Meinung, dass Vorsorgeuntersuchungen uneingeschränkt gut sind, immer, für jeden.
Sicherlich gibt es einige Früherkennungsmaßnahmen, die Sinn ergeben, insbesondere, wenn man zu einer bestimmten Risikogruppe gehört Andere wiederum dienen vielleicht vor allem einer bestimmten Interessengruppe, die mit dem Verkauf von solchen Untersuchungen großen Profit macht, während sie den Betroffenen nur wenig nutzen (oder sogar schaden).
Daher sollte man meiner Ansicht nach immer individuell abwägen, welche Vorsorgeuntersuchungen zu welchem Zeitpunkt Sinn ergeben (und das natürlich mit seinem Arzt des Vertrauens - gegebenenfalls auch mehreren - besprechen).

Wie steht ihr zu dem Thema?



Quelle 1
Quelle 2

Kommentar veröffentlichen

0 Kommentare