Lebensmittel-Ampel

Gemüse
Hallo, meine Lieben!

Ich habe mir vor ein paar Tagen eine Diskussionsrunde von Hart aber Fair zum Thema Zucker angeschaut: "Auf Zucker - wie krank macht uns die süße Droge?"

Sehr interessant und bewegend. Die Gesprächsteilnehmer waren gut gewählt und es hat Spaß gemacht zuzuhören, wobei ich auch schnell eine Abneigung gegen bestimmte Positionen gebildet habe. Wieso? Ich gehe auf die wichtigsten Punkte ein:

Angebot und Nachfrage

Wir wissen alle, wie der Markt funktioniert: Das, was die Kunden wollen, wird produziert. Und wenn es Milchschnitte, Müsli, Fleisch sind, dann wird das auch produziert. Und natürlich wissen wir als Kunden nicht alles über den Herstellungsprozess und müssen uns informieren, wenn wir etwas genauer wissen wollen. Die Firmen antworten auch auf Anfragen und helfen den Kunden weiter. So kann man dann leicht feststellen, ob das Produkt zum Beispiel vegan ist oder nicht.
Aber was den Zucker Gehalt angeht, sind wir schon aufgeklärt: Wir müssen meistens nur die Verpackung umdrehen und schon wissen wir, wie viel Zucker drin ist. Und das ist jetzt alles andere als aufwendig, oder? 

Und ja, in eingelegte Gurken gehört eben auch Zucker rein. Jeder, der Gurken mal selbst eingelegt hat, weiß das. Die Fabriken haben sich dabei nichts böses gedacht, sondern nur dieses Wissen in die Produktion eingebaut. Damit das Produkt am Ende auch schmeckt.

Und ja, Milchschnitte ist voller Zucker. Wir brauchen es auch nicht in unserem Leben. Aber wenn es schmeckt, wieso nicht? Ich brauche auch nicht zwangsläufig 30 Paar Schuhe und Taschen aber sie versüßen mein Leben - genau so wie ein Stück Kuchen. Ich bin ja nicht dazu gezwungen, diese Güter zu konsumieren, sondern mache das freiwillig. Keiner hat mich angekettet und gesagt "Iss die Milchschnitte auf, sonst bringe ich dich um!".

Information statt Bewertung

Wenn jemand also Süßigkeiten kauft, macht er das freiwillig. Ob ihm dabei bewusst ist, wie viel Zucker er am Tag konsumiert, ist für mich an dieser Stelle nicht wichtig. Immerhin hat er ja die Möglichkeit auf der Verpackung nachzulesen, was er kauft. Wenn er das nicht macht, interessiert ihn das nicht. Und eine Ampel würde daran auch nichts ändern. Einen Raucher halten die Warnungen auf den Verpackungen ja auch nicht von Konsum ab, oder?

Diese Raucher-Warnung finde ich persönlich viel besser als ein Ampelsystem. Wieso? Nun, auf den Zigarettenpackungen wird man nur vor möglichen Folgen gewarnt. Da steht nicht drauf "hey, Zigaretten sind schlecht". Jeder kann selbst entscheiden, ob es schlecht ist oder nicht. Bei einer Ampel ist es nicht der Fall: Die Ampel bewertet die Güter. Sie ist subjektiv. Sie informiert nicht.
Den Zucker ist per se nichts Schlechtes. Wenn ich mal tagsüber ein Eis esse und meine Ernährung ausgewogen ist, bringt mich das nicht um. Erst eine unausgewogene, ungesunde Ernährung macht mich krank. Aber das ist dann nicht die Schuld von einer Kugel Eis. Und das ist erst recht nicht die Schuld von den Unternehmern, die diese Waren verkaufen. Es ist allein meine Schuld, weil ich mich ungesund ernähre.

Und wenn ich mich gesund ernähren will, dann informiere ich mich darüber. Die meisten haben einen Zugang zum Internet oder können Bücher zu diesem Thema lesen.

Frage der Verantwortung

Eine bestimmte Gruppe in der Gesellschaft kann das nicht: Das sind Kinder. Aber auch sie sind nicht die Opfer der Industrie, sondern der Eltern, wenn sie sich ungesund ernähren. Immerhin entscheiden dann die Eltern, was das Kind isst, und nicht ein Unternehmen. Die Unternehmen haben gegenüber den Kindern keine Verpflichtungen.

Ich habe selbst eine kleine Schwester. Sie nascht eigentlich jeden Tag. (Aber auch nur, wenn ich da bin. Wenn sie sieht, dass ich Süßigkeiten esse, will sie natürlich auch was haben. Ansonsten isst sie selten Süßigkeiten.) Sie ist aber täglich noch Salat, nimmt genug komplexe Kohlenhydrate und Proteine zu sich und machen unter der Woche jeden Tag Sport (kaum zu glauben, dass wir verwandt sind!). Trotzt der Schokolade, Milchschnitte, etc., die sie öfters konsumiert, ernährt sie sich abwechslungsreich und gesund, weil meine Eltern darauf achten. Sie entscheiden, was auf den Tisch kommt.

Und wenn ein Kind nur von Fastfood und Süßigkeiten ernährt wird, ist es die Schuld der Eltern und nicht der Industrie. Kinder sind nun mal schutzlos und es ist traurig, wenn Kindern ihren Aufgaben nicht nachkommen. Aber eine Ampel auf den Lebensmitteln würde die Eltern auch nicht dazu bringen, sich gesünder zu ernähren. Grundsätzlich wissen wir ja alle, dass frisches Obst und Gemüse gesund ist, oder?

Fazit

Ich bin für mehr Informationen, für mehr Transparenz im Herstellungsprozess. Ich bin aber auch dafür, dass ich selbst entscheide, was gut ist und was nicht. Wenn man Informationen hat, kann man das auch selbst entscheiden. Und im Fall des Zuckers sind wir nun mal vollständig informiert: Wir wissen, wie viel Zucker in den Lebensmitteln enthalten sind. An dieser Stelle sehe ich keinen Verbesserungsbedarf. Eine Lebensmittelampel, die sich auf den Zuckergehalt bezieht, finde ich unnötig. Solange etwas in Maßen konsumiert wird und nicht in Massen, gibt es keinen Grund zur Sorge.

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5 Kommentare

  1. Ich bin schon lange für mehr Transparenz. Aber da in Lebensmitteln so viel schlechtes ist, wird es lange Dauern bis wirklich vollständige Transparenz geben wird.

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  2. Sehr schöner Beitrag.
    Aus meiner Sicht genügen die Angaben auf den Verpackungen vollkommen. Allerdings natürlich nur für diejenigen, die sich damit beschäftigen und sich informieren. Es können noch so viele Details vermerkt sein, wer sich nicht dafür interessiert wird auch diese Infos nicht bemerken und seine Gesundheit aufs Spiel setzen. Leider gehen viele sehr verantwortungslos mit der eigenen Gesundheit um.

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  3. Ich muss zugeben, dass ich mir noch nicht so viele Gedanken darüber gemacht habe wie du, finde deinen Gedankengang aber absolut nachvollziehbar.

    Natürlich liegt es an einer Person selber, inwieweit sie sich damit beschäftigen mag, Transparenz finde ich aber auch sehr wichtig und ich denke, dass es bald kommen wird, weil immer mehr Konsumenten danach verlangen und nicht nur Inhaltsangaben, Kalorientabellen usw lesen, sondern auch vielmehr die Herkunft, Arbeitsbedingungen etc erfragen.

    Die Verantwortung für die Kinder tragen die Eltern, klar - ich sehe das so wie du: Wenn diese sich gesund ernähren, erlernen die Kinder das auch.

    In diesem Sinne: Hoffentlich denkt die Gesellschaft bald (noch) mehr mit...

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  4. Oh Entschuldigung, das mit den Links habe ich gerade erst gelesen. Jetzt kann ich den Kommentar nicht mehr löschen, das tut mir leid.

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  5. Sehr schöner Beitrag! Und ich kann dir voll und ganz zustimmen. Die grundsätzliche Verteufelung von Zucker kann ich auch nicht nachvollziehen, solange man drauf achtet und das hat jeder selbst in der Hand. Mehr Transparenz ja, aber von der bewertenden Ampel halte ich auch nichts. Guter Vergleich mit den Zigaretten-Hinweisen.

    Liebe Grüße, Mona

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